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[heft 5] [märz 2012] wien - st. wolfgang



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In Würdigung eines großen Sohnes dieser Republik
Kein Kommentar zu Raimund Bahr

Wolfgang Pirker


Dafür Gedanken, alle wahr,
sie stammen ja vom Jubilar,
der leidenschaftlich, Jahr für Jahr
beschreibt was ist und wie es war.

Nun ist er also 50 Jahr‘,
hat immer noch sein blondes Haar,
ist in St. Wolfgang Mandatar
und als Student im Seminar
beliebt, und hat am Ende gar
das Zeug zu irgend einem Star.

In welcher Richtung ist nicht klar,
doch wünscht die Gratulantenschar
dem talentierten Raimund Bahr:
"Es werde alles wunderbar!"


(mindestens) 50 Gedanken und ebenso viele Wahrheiten
aus der ERSTEN ÖSTERREICHISCHEN DENKFABRIK (EÖD)


Liebe Grüße
aus dem heißen St. Wolfgang, von meiner Arbeitsstelle in der Landesausstellung, wo ich zehn Stunden beinahe ohne Besuch hocke.

Warum muß jeder ein Lehramt haben? Ich denke, es gibt Leute die sich ihre pädagogische Qualifizierung außerhalb der Unis angeeignet haben. Und wenn ich mir die pädagogische Ausbildung an den Unis anschaue... na dann danke.

Kurz habe ich sogar überlegt eine eigene Partei zu gründen, die nicht nur auf Gemeindeebene kandidiert, sondern die sich als österreichweites Bündnis links von den Grünen und der Sozialdemokratie ansiedelt und vielleicht ein Stück weit rechts von der KPÖ.

Wir haben zwei Chancen: den Untergang begleiten oder auf unterschiedlichen Ebenen für eine Wende einzutreten, in einer Art inneren Gueriliataktik.

Ich bin wahrscheinlich (meine Frau sagt das auch) zu schnell und zu rasch mit meinem Wollen unterwegs.

Heute morgen beim Bügeln meiner Wäsche, bevor ich zur Arbeit gegangen bin, hatte ich eben die Idee eine Österr. Denkfabrik (EÖD) zu gründen, die nicht profitorientiert arbeitet und in der sich Leute zusammenschließen können, die den Diskurs vorantreiben wollen.

Also ich weiß, das war ein langes mail.

Ich brauche niemandem etwas beweisen. ich will nur etwas tun mit meinem Leben.

Das Wahlvolk bei den Grünen ist mächtig, aber wird es seine Macht auch nützen?
Da habe ich meine Zweifel.

Habe deinen Anruf abgehört, aber um 22:00 Uhr schlafe ich meist schon. Die lieben Kinder halten mich auf Trab, jetzt sind sie auch noch krank geworden.

Wie jedes Jahr feiert Bad Ischl seinen Kaiser.
Zehn Millionen Tote waren den Ischlern offenbar nicht genug:

Entschuldige mein langes Schweigen!

Manchmal denke ich mir, ich bin tatsächlich in der falschen Partei.

Danke für den Hinweis Broda-Benya. Natürlich war es Benya.

Inhaltlich kann ich leider keine Kompromisse eingehen.

Aber du kannst dir sicher sein, daß ich immer loyal zu Menschen stehe, die ich schätze.

Danke für dein mail.
Kritische Anmerkungen können nie zuviel werden.

Ich bin auch müde, muß jetzt noch zum Zahnarzt wahrscheinlich Zahn reißen.

Ich bin derzeit dabei, die kreativen Kräfte, auch die linken zu sammeln, um eine Diskursstruktur aufzubauen.

Jeder ist nur so gut wie seine Gegenüber. Ich halte mich an den Freiheitsbegriff: Ohne die anderen sind wir nichts. Nur das Wissen, daß wir von anderen Menschen abhängig sind, macht uns wirklich frei. Leider denken, die meisten Menschen im politischen Feld nicht so.

Urlaub. Das ist ein zauberhaftes Wort. Nur leider wird es den für mich in absehbarer Zeit nicht geben.

Vielleicht habe ich ja wirklich zu viel Zeit. Vielleicht verbringe ich wirklich zu viel zeit am computer.

Wenn ich aufhöre zu schreiben, dann bleibt von mir nichst übrig als der nackte, alltägliche Wahnsinn. Dann werde ich ein Zuschauer in diesem spiel. Und Zuschauen war noch nie meine Sache.

Ich habe drei Berufe: einen erlernten: Historiker. Einen Brotberuf: Kulturarbeiter. Einen Identitätsberuf: Schriftsteller. Ich habe keinen Tag seit meinem neunzehnten Lebensjahr verbracht, an dem ich nicht geschrieben hätte.

Nur in der Utopie ist alles private öffentlich. Ich als Kleinbürger würde es nicht vorziehen, daß alles was privat ist, auch öffentlich gemacht wird. ich bin doch auch ein schamhaftes wesen. Aber das denken sollten wir zumindest nicht unter verschluß halten.

Und es ist schon wieder ein lange mail geworden. Manches braucht einfach Raum.

Ich bin kein Patient. Ich bin auch kein Arzt. Ich bin ein Prediger. Und wäre ich nicht Agnostiker könnte ich eine höchst erfolgreiche Kirche gründen.

Im Gegensatz zu Günther Anders weise ich der Frage nach Gott keine Bedeutung mehr zu. Es ist eine sinnlose Frage.

Ich bin sozialisiert von kompromißloser Wahrheitssuche. Und ich bin deswegen noch lange nicht allein.

Manchmal würde ich mir mehr Einsamkeit wünschen.

Ich liebe die Menschheit, aber die Menschen sind oft schwer zu ertragen.

Ich stelle mich der Herausforderung mit Menschen gemeinsam Projekte umzusetzen, aber nicht unter der Bedingung, daß dafür das, was ich für wahr halte, unter den Tisch zu kehren. Zu einem wahrhaftigen Diskurs gehört, daß wir ihn offen, ohne Visier, ohne Stahlhelm und ohne Schutzdeckung führen. Im Alltag machen wir ohnehin viel zu viele Kompromisse.

Meine mailbox ist gähnend leer. Nicht daß ich mich darüber beschweren möchte.

Gehen wir in unsere Gärten und machen wir uns nützlich.
Bald kommt Weihnachten und die Skisaison. Es kommt die ruhige Zeit. Es kommt die Zeit für die innere Einkehr.

Meine Geschwindigkeit hat was mit meiner Empörung zu tun. Und diese Empörung nicht zu äußern wäre sinnlos, schließlich ist es mein Beruf, mich zu äußern. Nichts anderes bedeutet für mich Schriftstellerei.

Ich bin nicht Schriftsteller geworden, um mich zurückzuhalten. Ich bin Schriftsteller geworden, um zu schreiben.

Das Los der Schriftsteller besteht ja gerade in der Unkommentiertheit ihrer Arbeit. Ich schreibe nicht, um kommentiert zu werden. Ich schreibe, weil es Spaß macht und mein Beruf ist.

Ich kann es mir nicht erlauben, meine Schreiberei aufzuschieben. Ich weiß nicht, ob ich morgen noch leben werde. Was ich heute nicht aufschreibe, was ich heute nicht veröffentliche, wird morgen nicht geschrieben sein. Ich glaube nicht, daß ich so wichtig bin, aber ich weiß heute, daß das, was ich zu sagen habe, derartig originell ist, daß nur ich es aufschreiben kann. Das heißt, es nicht aufzuschreiben, an jedem Tag, da es möglich ist, wäre ein verplempern meiner Möglichkeiten.

Manchmal wäre ich ja gerne ein Terrorist, um all das in die Luft zu jagen, was Menschen in dieser Welt kaputt macht. Bin ich aber nicht. Ich bin ein Schriftsteller und meine Tretminen sind Ironie, Sarkasmus, Kritik und manchmal ein wirklich gelungener Text.

Durch mein Schreiben, vor allem das tägliche, stündliche, entwickle ich mein Schreiben weiter. Würde ich es nicht veröffentlichen wäre es aber sinnlos.

Ich denke nicht, daß ich ein Arschloch bin, nur weil ich ein ironisches mail zwischenschiebe. Na ja, manchmal auch ein wenig unbedacht. Zugegeben. Und ehrlich gesagt lieber ein liebenswertes Arschloch als ein zynisches.

Ich versuche eine Gesellschaftsanalyse. Nur auf einer solchen ist erfolgreiche Politik überhaupt zu machen.

Manchmal kann ich ziemlich arschig sein zu Leuten, das gebe ich offen zu. Aber ich weiß, daß wer austeilt auch einstecken muß und ich glaube, daß ich das ganz gut kann. Ein offenes direkt ausgesprochenes Arschloch ist mir lieber, als ein hinterrücks gehörtes. Und ich halte mich gerne an das Zitat das über Nestroy kolportiert wird: "Die Menschen gehen ja noch, aber die Leut".

Na ja, ein großer Menschenfreund bin ich ja noch nie gewesen, wenn es darum geht, das aus meiner Sicht Richtige zu sagen oder zu tun.

Vielleicht bin ich doch nicht für die Politik geeignet, und ich sollte mich auf das beschränken, was ich kann: schreiben und reden.

Gut ich werde es weiter probieren. Aufgeben kommt nicht in Frage, das Projekt ist zu gut, denke ich, um es aufzugeben.

Der kapitalismus mit ökologischen Antlitz ist einfach Schwachsinn.

Ich habe mich entschieden nächstes Jahr für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren.

Wenn wir uns nicht mehr vorwagen, weil alles ohenhin nutzlos, sinnlos und bedeutungslos ist, sind wir alle am Arsch. Ich bin noch nicht ganz am Arsch.

Ich bin noch nicht am Arsch. Vielleicht bin ich es nach der Kandidatur. Aber eines ist sicher. Ich habe mir damit einen alten Traum erfüllt. Ich wollte immer mal um das höchste Amt im Staat kandidieren.

Residieren werde ich in der Hofburg. Wohnen zu Hause.

Zum Bauchgefühl kann ich nur sagen. Ja ich habe ein Bauchgefühl, wenn ich an dieses Land denke. Da macht sich vor allem Wut breit.
Diese Wut muß heraus. Auch wenn mich alle für verrückt halten sollten.


(Denkbare) Reaktion des Herrn Bundespräsidenten
Gut gemacht! Gut gedacht!
Dein Heinz Fischer
Hofburg, Wien
Gruß nach St.Wolfgang
(Im Vertrauen: Auch ich hocke oft stundenlang hier herum. Kein Besuch ...)



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